4. Verschlungene Wege (5)


Uhlenbrock erhob sich höflich von seinem Stuhl, winkte Fiedler heran und wies auf einen üppig gepolsterten Stuhl vor den Schreibtisch "Das wird auch noch ein paar Tage so weitergehen, wenn ich meinen Augen trauen darf - aber Sie sind sicher nicht wegen des Wetterberichtes gekommen."

"Nein Balthasar, mit Sicherheit nicht." Nach einem kurzen aber herzlichen Händeschütteln ließ sich Fiedler mäßig elegant in den angebotenen Gästestuhl plumpsen. "Ich habe mal wieder einen Auftrag für eine Suche, bei der Sie mir mal wieder unschätzbar hilfreich sein könnten."

"Worum geht's?" Balthasar Uhlenbrocks Antwort klang offen, freundlich und hilfsbereit, doch Fiedlers Aufmerksamkeit wurde ein wenig abgelenkt von einer Konstruktion aus Schmiedeeisen auf Uhlenbrocks Schreibtisch. Sie stellte offensichtlich einen stilisierten Baum dar, an dessen Ästen elf kleine in Metall gefasste Spiegel hingen. In einigen der silbrigen Oberflächen bewegten sich schemenhaft die Umrisse von Gesichtern, während andere davon einfach nur spiegelten.

Über Uhlenbrocks verwitterte Miene huschte ein kurzes Aufleuchten, als er Fiedlers Blick bemerkte. "Es ist noch nicht ganz fertig. Sie erinnern sich an die paar Kleinigkeiten, die Sie mir neulich organisieren sollten? Die sind da mit drin."

"Die Kundin, deren Enkel Normalos sind und die Andenken von ihnen haben wollte?" Fiedler lachte leise. "Wenn sie sie auf diese Art und Weise im Auge behalten will, dürfte sie einige der Spiegel wahrscheinlich in einem oder zwei Jahren abhängen wollen - ein paar der Bälger halten deutlich auf die Pubertät zu. Da tun die erfahrungsgemäß Dinge, bei denen Oma nicht zuschauen sollte oder möchte. Aber Respekt - die Arbeit ist brilliant!"

Auch Uhlenbrock grinste verschmitzt. "Tja, das kostet auch ein kleines Vermögen. Sie haben jedoch Recht - ich will sicherlich nicht so genau wissen, was meine Enkel die ganze Zeit tun, selbst wenn ich die Mittel habe, das zu überprüfen. Aber wenn sich die gute Frau am Verhalten ihrer Enkel stören sollte, ist, kann ich ihr ja als Zusatzausstattung noch einen kleinen Schutzgeist einbinden, der das Bild bei Bedarf ausblendet. Jetzt aber wirklich, Alexander, was kann ich für Sie tun?"

"Nun, nichts Großes - ein paar Einblicke innerhalb Durnburgs. Keine Indiskretionen. Ach ja - vielleicht noch eine Kleinigkeit dazu, aber das hängt von dem ab, was wir sehen."

"Darf ich das mit den Enkel-Andenken verrechnen?"

"Dürfen Sie gerne." Fiedler und Uhlenbrock verband eine ausgeprochen lange Liste von gegenseitig erwiesenen und geschuldeten Diensten - zu Fiedlers Glück, denn Uhlenbrock wusste nur zu gut, was seine Fähigkeiten wert waren und gegen manche seiner Preise waren die Dienstleistungen von Griselda von Radewitz geradezu Schnäppchen.

Zufrieden und interessiert lehnte sich Uhlenbrock mit den Ellenbogen auf seinen Schreibtisch. "Dann legen Sie los, alter Freund, was wollen Sie sehen?"

"Ich hätte gerne die Information, ob sich Till Haubold derzeit in Durnburg befindet. Dabei will ich nicht wissen wo, nur ob – keine Indiskretion, wie gesagt. Außerdem wüsste ich gerne die aktuellen Aufenthaltsorte zweier namentlich bekannter Personen: Björn Leymann und Finn Steinmeier."

"Dann wollen wir mal sehen." Uhlenbrock lehnte sich zurück und schloss die Augen, während sich Fiedler zu dem großen Spiegel umwandte.

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