Uhlenbrock erhob sich höflich von seinem Stuhl,
winkte Fiedler heran und wies auf einen üppig gepolsterten Stuhl vor
den Schreibtisch "Das wird auch noch ein paar Tage so
weitergehen, wenn ich meinen Augen trauen darf - aber Sie sind sicher
nicht wegen des Wetterberichtes gekommen."
"Nein Balthasar, mit Sicherheit nicht."
Nach einem kurzen aber herzlichen Händeschütteln ließ sich Fiedler
mäßig elegant in den angebotenen Gästestuhl plumpsen. "Ich
habe mal wieder einen Auftrag für eine Suche, bei der Sie mir mal
wieder unschätzbar hilfreich sein könnten."
"Worum geht's?" Balthasar Uhlenbrocks
Antwort klang offen, freundlich und hilfsbereit, doch Fiedlers
Aufmerksamkeit wurde ein wenig abgelenkt von einer Konstruktion aus
Schmiedeeisen auf Uhlenbrocks Schreibtisch. Sie stellte
offensichtlich einen stilisierten Baum dar, an dessen Ästen elf
kleine in Metall gefasste Spiegel hingen. In einigen der silbrigen
Oberflächen bewegten sich schemenhaft die Umrisse von Gesichtern,
während andere davon einfach nur spiegelten.
Über Uhlenbrocks verwitterte Miene huschte ein
kurzes Aufleuchten, als er Fiedlers Blick bemerkte. "Es ist noch
nicht ganz fertig. Sie erinnern sich an die paar Kleinigkeiten, die
Sie mir neulich organisieren sollten? Die sind da mit drin."
"Die Kundin, deren Enkel Normalos sind und
die Andenken von ihnen haben wollte?" Fiedler lachte leise.
"Wenn sie sie auf diese Art und Weise im Auge behalten will,
dürfte sie einige der Spiegel wahrscheinlich in einem oder zwei
Jahren abhängen wollen - ein paar der Bälger halten deutlich auf
die Pubertät zu. Da tun die erfahrungsgemäß Dinge, bei denen Oma
nicht zuschauen sollte oder möchte. Aber Respekt - die Arbeit ist
brilliant!"
Auch Uhlenbrock grinste verschmitzt. "Tja,
das kostet auch ein kleines Vermögen. Sie haben jedoch Recht - ich
will sicherlich nicht so genau wissen, was meine Enkel die ganze Zeit
tun, selbst wenn ich die Mittel habe, das zu überprüfen. Aber wenn
sich die gute Frau am Verhalten ihrer Enkel stören sollte, ist, kann
ich ihr ja als Zusatzausstattung noch einen kleinen Schutzgeist
einbinden, der das Bild bei Bedarf ausblendet. Jetzt aber wirklich,
Alexander, was kann ich für Sie tun?"
"Nun, nichts Großes - ein paar Einblicke
innerhalb Durnburgs. Keine Indiskretionen. Ach ja - vielleicht noch
eine Kleinigkeit dazu, aber das hängt von dem ab, was wir sehen."
"Darf ich das mit den Enkel-Andenken
verrechnen?"
"Dürfen Sie gerne." Fiedler und
Uhlenbrock verband eine ausgeprochen lange Liste von gegenseitig
erwiesenen und geschuldeten Diensten - zu Fiedlers Glück, denn
Uhlenbrock wusste nur zu gut, was seine Fähigkeiten wert waren und
gegen manche seiner Preise waren die Dienstleistungen von Griselda
von Radewitz geradezu Schnäppchen.
Zufrieden und interessiert lehnte sich Uhlenbrock
mit den Ellenbogen auf seinen Schreibtisch. "Dann legen Sie los,
alter Freund, was wollen Sie sehen?"
"Ich hätte gerne die Information, ob sich
Till Haubold derzeit in Durnburg befindet. Dabei will ich nicht
wissen wo, nur ob – keine Indiskretion, wie gesagt. Außerdem
wüsste ich gerne die aktuellen Aufenthaltsorte zweier namentlich
bekannter Personen: Björn Leymann und Finn Steinmeier."
"Dann wollen wir mal sehen." Uhlenbrock
lehnte sich zurück und schloss die Augen, während sich Fiedler zu
dem großen Spiegel umwandte.
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