10. Andere Saiten (2)


Es war Beil, der nach einigen Sekunden des klammen Schweigens die Initiative und das Wort ergriff.

"Abend Boss! Hätten nicht gedacht, Sie hier zu sehen!"

"Mhm?" Brack fixierte ihn fragend, sagte aber weiter nichts.

"Ahm - Frau Hasmann hier hat 'nen Plan wegen der Brücke. Meint, wir sollten da was mitten drauf legen und sie könnte dann mit dem Ding in der Brücke reden - also nicht mit dem Troll."

"Mhm?" Sollte sich Beil ruhig noch ein bisschen winden.

"Aber ... " Beil geriet ein wenig ins Stocken und sah hilfesuchend zu Mohrek, der sofort versuchte helfend einzuspringen.

"Sie haben uns doch gesagt, wir sollten zusehen, dass Frau Hasmann nichts passiert, nicht? ... und ein Auge darauf haben, dass alles glatt geht, nicht? Jetzt hatte Frau Hasmann die Idee, dass der Junge da so ein Ding auf die Brücke tragen könnte, damit sie von hier aus ihren Zauber machen kann. Alles unter Kontrolle also... nicht?"

"Mhm." Brack zog die Augenbrauen zusammen und drehte sich zu Frau Hasmann und dem geschätzt Zehnjährigen um.

"Frau Hasmann!" Bracks vom Leben gegerbte Stimme drang durch den prasselnden Regenvorhang und überbrückte mühelos die paar Meter, die ihn von der stämmigen Magierin trennten.

Überrascht drehte sich die Angesprochene um und auch der Aufmerksamkeitsfokus des neben ihr stehenden Bengels verschob sich mit trainiertem Gespür für Hackordnungen zu Brack.

"Ah! ... Herr Brack! Schön, Sie zu sehen. Wir - äh - brauchen noch einen Moment." Irene Hasmann schob eine klatschnasse schmutzigbraune Haarsträhne weg, die vor ihre im trüben Nacht-und-Regen Licht matt wirkenden grünen Augen gerutscht war, und wirkte völlig bar jedes Planes und Konzepts.

"Einen Moment, ja? Sie wirken eher so, als bräuchten Sie ein bisschen handfeste Unterstützung. Wie es aussieht, muss ich hier einen schweren Mangel an Initiative" - er gestikulierte zu Beil und Mohrek - "und Entschlossenheit ausgleichen." Er grinste ihr unverblümt aber nicht unfreundlich ins Gesicht. "Was brauchen Sie, um mit den Resten der Beschworenen in der Brücke Kontakt aufzunehmen?"

"Ich ... äh ... habe eine quasiresonante synergetische Verbindung zu der Probe cerebraler Masse in einem Gefäß erstellt, die Sie mich vorher haben aus der neostatischen Kanope entnehmen lassen. Den Telenodus - also das Fernende der Quasiresonanz - soll der Kleine da hinten am Apex der Brückenkonstruktion platzieren . Sobald die Foki in der korrekten Konstallation temperiert ..."

Mit abwehrender Geste unterbrach Brack: "Also Sie wollen, dass der Junge ein ... Stück Gehirn in einem Glas auf die Mitte der Brücke trägt. Richtig? Ja oder nein."

"Ahm ... ja."

"Ihnen ist klar, dass der Junge so nahe an der Grenze ist, dass der Troll ihn und Ihr kleines Einmachglas einfach verschlingen wird? Ja oder nein."

Irene Hasmann stockte, drehte sich kurz halb zu dem Straßenjungen um, der mit skeptisch ungläubigem Gesicht immer noch ein paar Schritt entfernt stand und wirkte betreten.

"Ahm ... nein."

"Denken Sie daran: Paradox von einem magischen Gegenstand färbt auf den ab, der ihn trägt." Ein Funkeln trat in Bracks Augen und seine Stimme wurde steinhart und so laut, dass sie auch zu Beil und Mohrek dringen musste. "Findet hier keiner eine bessere Lösung für das Problem, als ein verdammtes Kind an den verdammten Troll zu verfüttern?"

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