8. Untertöne (3)


Für einen Augenblick schien es, als würde die Luft zwischen den beiden Frauen spannungsgeladen flirren und knistern, dann war es Fiedler, der sich räusperte: "Ahem ... Ich gehe doch davon aus, dass alle der Anwesenden professionell genug sind, um alte Fehden liegen zu lassen - die Sache scheint ja schon eine ganze Weile her zu sein, wenn ich Ihre Andeutungen richtig interpretiere?"

Sina schürzte die Lippen. "Da mögen Sie recht haben. Schließlich ist Samedi offensichtlich Ihr Kontakt und meine Angelegenheit mit ihm ist ... eher persönlicher Natur. Von meiner Seite her räume ich dem Geschäft den Vorrang ein - wie sieht's mit dir aus, Baron?"

Anstelle einer Antwort erschallte trockenes, herzhaftes aber irgendwie groteskes Gelächter aus dem weit geöffneten Mund der als 'Baron Samedi' adressierten Frau - das aber auch abrupt wieder verklang. "Gut. Ich bin schließlich dafür bekannt, Dinge zu beenden - wenn ich sie nicht wieder aufstehen lassen will." Irgendetwas in seiner/ihrer Stimme sagte aus, dass der letzte Halbsatz mehr Bedeutung in sich trug, als es offensichtlich war und Sina verzog angewidert das Gesicht.

"Dann zum Geschäft! Sie wären nicht hier, … Fiedler, wenn Sie nicht die Schuld einlösen wollten, die meine liebe Madame Lestrange bei Ihnen hat! Was wollen Sie von einem armen alten Loa wie mir an einem noch viel zu jungen Abend?" Während dieser Worte produzierte er/sie aus einer Falte ihres/seines Gewandes eine schmale, aggressiv wirkende schwarze Sonnenbrille, die er/sie sich mit einer behänden Bewegung aufsetzte. Dann lehnte sie/er sich auffordernd nach vorne, stützte seinen/ihren linken Ellbogen auf den Tisch auf, legte das vorgereckte Kinn auf die ausgestreckte Handfläche ab und sah Fiedler mit zusammengekniffenen Augen herausfordernd an.

Völlig ungerührt von dem Gehabe seines Gegenübers griff Fiedler in die Tasche und zog ein etwas mitgenommenes Photo einer blonden jungen Frau heraus, das er dem 'Baron' vor die Augen hielt. "Um es geradeheraus zu sagen: Ich bin auf der Suche nach dieser Person. Sie heißt Astrid Kirchner und ist vor ein paar Monaten mehr oder weniger verstorben. Offenbar ist niemand in der Lage, Verbindung mit ihrem Geist aufzunehmen und deswegen wende ich mich an Sie, Baron Samedi, und bitte hiermit um Einblick in etwas, das zu Ihrem Herrschaftsgebiet gehört. Betrachten Sie das als angemessenen Handel?"

Für einen Moment entspannte sich der fratzenhaft grinsende Mund des Barons, um einen weiteren Schluck aus dem Cocktailglas zu nehmen - ohne den Kopf dabei von der stützenden Hand zu heben - dann legte sich die immer noch schweißnasse Stirn der dunkelhäutigen Frau in Falten, als sie/er die Augenbrauen abwägend hochzog. "Einblick! Einblick ist wie ein Weib nur anstarren aber nicht anfassen zu dürfen!" Ein unverhohlen zweideutiger Blick traf die vollkommen ungerührte Sina. "Gibt es nichts Interessanteres, was ich für Sie tun kann, Fiedler? Ewige Verdammnis vielleicht - oder Wiederkehr?"

Finn, der das ganze Gespräch mit wachsendem Unglauben verfolgt hatte, konnte nicht mehr an sich halten: "Wiederkehr? Was soll das heißen?"

Samedi neigte seinen/ihren Kopf zur Seite und kniff verschwörerisch ein Auge zu. "Nach was klingt es denn? Ein Tipp. Derzeit ist sie tot - so ziemlich."

"Und Sie können sie wieder lebendig machen? Einfach so?"

Jetzt schaltete sich Sina mit eindringlicher Stimme in das Gespräch ein: "Lassen Sie Fiedler die Verhandlungen führen, Herr Steinmeier ... niemand tut hier etwas einfach so."

"Aber Sie haben doch gesagt, dass Sie Astrid wieder ins Leben zurück holen wollen!" In Finns Stimme lag eine Mischung aus Unverständnis, Aufbegehren und Verzweiflung, während Samedis Grinsen immer breiter wurde: "So so, wollen Sie das? Nun, Herr Steinmeier?" Sie/er machte eine kurze Pause, um das Glas zum Mund zu führen, und blickte dann Finn plötzlich tief in die Augen. "Wollen Sie das vielleicht auch? Was wäre es Ihnen denn ... wert?"

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